Wie kamen wir zu unserem Boot?
Bavaria 390er Lagoon Logo

Wie kamen wir eigentlich auf die 390er?

1997 kauften wir uns am Chiemsee eine Bavaria 30 Plus mit Radsteuerung. Verholten diese nach nur einer Saison an die Nordadria zur Frau Wanda (bei ihr fingen gefühlt 98% aller Segler in der Nordadria an!) und bereits beim ersten Urlaub an der Adria, sah ich bei der Ausfahrt aus der Marina eine Bavaria 390, die "Swing", bei einem Bootshändler stehen.

Unter dem Vorwand etwas auf unserem Boot vergessen zu haben, fuhr ich am darauffolgenden Wochenende mit meinem damals noch kleinen Sohn wieder nach Aprilia. Und dann sollte sich unser Leben verändern. - Als wir den Niedergang runter kletterten, wurden die Augen gross und als mein Sohn dann die Rumpfluken in der Stockbettenkabine sah, war es beschlossen: "So etwas brauchen wir!"

Die "Swing" sah auch ein bischen so aus wie ihr Name und wurde vermutlich im Charterbetrieb arg her genommen. Das dünne Teak hatte das salzhaltige Wasser und die gnadenlose Sonne der Adria bereits an vielen Stellen verschlungen. Das Boot wollen wir nicht haben, doch wir werden die beste 390er suchen, die es gibt!

Mein erster Gang war nahe liegender Weise zu Bavaria. Doch Herr Maier in Rimsting schüttelte nur seinen Kopf und meinte: "Die wird nicht mehr gebaut, doch es gibt in unserem Sortiment viel Besseres!". Der eifrige Verkäufer unterschätzte nun jedoch die durchschlagende Wikung eines Verkaufsprospektes, denn das hatte ich mir bereits von einem netten Mitarbeiter der Werft in Giebelstatt besorgt. - Es soll das Letzte gewesen sein!
Also hatte ich mich schon an das Teak, die dicken Klampen, der hochwertige Holzausbau, die große Umlekrolle der Genua, die langen Genuaschienen, das Brückendeck, die feste Scheibe und den sehr durchdachten Riss von Axel Monhaupt gewöhnt.
Die Prospekte der eher Charterorientierten 38er, 42er, 47er Bavarias lösten nur Langeweile aus. Ich konnte mich mit den Judel&Frolijk micht anfreunden. Man wollte uns für 10.000 DM auch ein Teakdeck drauf nageln, doch das war nicht ganz unser Punkt. Nur die Mittelcockpit Version der Bavaria Ocean machte mich etwas nervös. Doch im Showroom stand eine 38er Ocean und im Badezimmer konnte ich nicht einmal stehen! Also Eigeninitiative war jetzt gefragt und so überlegte ich, wie wir zu einer richtig guten Bavaria 390 kommen können.

Ich erwog die Rumpfform von Bavaria zu erwerben und selbst eine 390er aufzulegen. Doch Experten machten mir keinen Mut und bezeichneten die Formen als Schrott, der vermutlich bereits wiederverwertet wurde. OK, also kommt nur noch Bestandsmasse in Frage und so wurden alle greifbaren Segelzeitschriften in Europa durchkämmt. Da war ja eine, auch ganz nah, und wieder in Aprilia! Zum nächsten Wochenende fuhren wir nach Norditalien, übernachteten auf unserer 30 Plus und sahen uns am nächsten Morgen eine innen sehr gepflegte Bavaria 390 Baujahr 1989 an. Sie war etwas altbacken, hatte den Stummelkiel und das Deck sowie die Sitzduchten waren runter. Der Rollbaum gefiel mir damals gar nicht, heute denke ich anders darüber.
Wir waren wirklich 2cm vor Unterzeichnung des Vertrages und fuhren nach dem Wochenende zurück nach München. Dann geschah, was geschehen musste. Ich baute damals das noch recht junge Internet in Europa aus und fand in diesem eine 390er, die wesentlich attraktiver als die Ur-390er aussah. Neue Geboluken schmeicheltem dem Auge und nun ich musste den Kauf des Bootes in Aprilia leider absagen; Die Berliner Eigner waren denkbar unglücklich über meinen Sinneswandel.
Das Boot stand in Niederland, es wurde ein Flug gebucht und schon besichtigten wir eine der angeblich zuletzt gebauten 390er. Boote in den Niederlanden werden Sonntags mit Anzug und Kravatte geputzt. - Kein Witz! Und so sah das Boot auch aus. Die Sonnenintensität in den Niederlanden ist auch eine ganz andere als in Kroatien oder Italien. Der Innenraum wie neu, auch der Geruch wie neu. Nur eine Daumennagel grosse Blase im Rumpf, knapp über der Wasserlinie machte mich stutzig. Auf der kurz darauf stattfindenden Bootsmesse in Düsseldorf sollte der Vertrag gezeichnet werden. - Das war taktisch unklug. Der gute Herr P. ging über die Bootsmesse, verglich das Angebot mit seiner 390er und entschloss sich das Boot doch nicht zu verkaufen!

Ziemlich bedräbbelt liefen meine Frau und ich dann über die Bootsmesse, schauten uns die neue 42er und 47er Grand Solei an, doch bis auf die "Sweden-Yachts" gefiel uns kein Boot. Für eine Rassy hielten wir uns damals mit 29 und 30 zurecht zu jung. Die Sweden-Yachts mit 750.000 DM würde von unseren Ersparnissen nicht viel übrig lassen und die Gesprächsbereitschaft meiner Frau war in dem Punkt deutlich unter Null.

Also weiter suchen... Auf einer Italienischen Webseite wurde eine Bavaria 39 angeboten. Doch das Baujahr passte nicht, es könnte eher eine 390er sein. Nach einem Telefonat mit Antonio dem Wissenden (so heißt er wirklich, direkt übersetzt), verabredete ich mich fürs kommende Wochenende südlich von Genua in der riesen Marina in Lavagna. Wir telefonierten auf italienisch und hier und da gab es ein paar Unklarheiten. Also rief ich lieber nochmal vom Brenner aus an, um eine Bestätigung für unseren Termin zu erhalten. Ja, alles nach Plan. In der Nacht kam ich an der Marina an, checkte um die Ecke in einem Hotel ein und versuchte eine 390er in den zahllosen Bootsreihen zu finden. Anhand der 7/8 Takelage war es mir auch schnell gelungen. Doch Entsetzen, die schöne, feste Scheibe fehlt! Eine superkleine, hutzige Plastik-Sprayhood war nur vorhanden. Sonst sah alles OK aus und das Boot stammte aus dem letzten mir bekannten Baujahr, 1993.

Am nächsten Morgen traf ich dann ganz nette Italiener. Antonio und Fiorentina zeigten mir das ganze Boot sehr ausführlich und erklärten alles auf italienisch. Nicht alles verstand ich bis ins Detail, doch es reichte um uns handelseinig zu werden. Am Abend gingen wir in ein sehr gutes Fischrestaurant und seit dem Abend esse ich auch Fisch, doch nur wenn er richtig frisch ist! Ich kaufte also das Boot uns war ganz begeistert, daß auch ein Beiboot samt Außenborder mit dabei war. Antonio bestand auf einen notarisierten Verkauf, es sei zu meinem Schutz. Also gut, von mir aus mit Notar und Antonio zahlte diesen dann auch seinen unglaublich teuren Obolus. Ich erhielt sogar eine italienische Steuernummer und die Rechnungen mit ausgewiesener Mehrwertsteuer. Das war damals wichtig, da die meisten Boote nach Kroatien und Slowenien unversteuert verkauft wurden und nach Eintritt der Länder in die Europäische Union, plötzlich nachversteuert werden mußte.

Jetzt hatten wir das Boot, doch die 7 Stunden Anreise war mit unseren damals kleinen Kindern etwas zeitraubend. Am darauffolgenden Wochenende fuhr die ganze Familie zum neuen Boot und zusammen mit den ehemaligen Eignern machten wir unseren ersten Schlag mit einer 390 im wunderschönen toskanischen Meer und der traumhaften Kulisse rund um Portofino. Dennoch beschlossen wir das Boot näher an uns ran zu stellen und so wurde es zum Osterfest nach Aprilia transportiert.
Am gleichen Tag stellte ich noch den Mast und wurde gekrant. Am nächsten Morgen kam meine Frau mit der Familie und unser Abenteuer in der Adria wurde nun ganz spannenend auf einer - für uns - riesig grossen 390er fortgesetzt.

Hier ein Link mit Bildern vom Resultat und Test des Refits im Sommer 2020:

Bavaria 390er in der Werft

Der Link liegt vorerst noch auf einem anderen Server.

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